Quelle: Riesengebirgsheimat – Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – 30 Jahrgang Nr. 8

Der Forst- oder Schmiedeberger Kamm

von Erhard Krause, Berlin

Der Wanderer, der von der Schneekoppe nach Nordosten die Serpentinen des Faltisweges absteigt zu dem aussichtsreichen Höhenzug des Riesenkammes und auf diesem die Kammwanderung fortsetzt in Richtung der Grenzbauden, der gelangt, nachdem er den Abhang der Schwarzen Koppe (1407 m) hinabgestiegen ist, in die Einsattelung "Schwarze Drehe" (1168 m), die den Riesengebirgskamm vom Forst- oder Schmiedeberger Kamme trennt. In dieser auch "Fichtiglehne" und "Fichtig" genannten Einsattelung zweigen drei Wege ab: Links (nördlich) geht es durch den Eulengrund steil nach Wolfshau hinab, rechts (südlich) verläuft ein unbezeichneter Forstweg durch den Fichtiggrund zur Mohornmühle (Gasthaus in Kleinaupa), während nordöstlich ein früher verbotener Steig längs der böhmisch-schlesischen Landesgrenze zum Tafelstein (1281 m) hinauf führt.

Es ist dies der westliche Endpunkt des Forstkammes. Er macht an der Einsattelung einen Bogen nach Norden und man konnte auf ihm vom Tafelstein wie auf einer Promenade weiterwandern bis zum Ende des Grenzweges (1266 m) und dann im rechten Winkel hinab zur sogenannten "Goderbaude", dem vorletzten Haus der Grenzbauden (1050 m), welche Häusergruppe zur Gemeinde Kleinaupa gehört. Der Tafelstein selbst, der eine wundervolle Aussicht nach Schlesien und auf das Gebirge bietet, ist eine Glimmerschieferfelsgruppe mit aufliegender Platte, die eine kaum noch lesbare alte Inschrift "Granitz zwischen Kynast und Schmiedeberg 1665" auswies. Es trafen sich hier auch später noch die Grenzen der Herrschaften Kynast, Schmiedeberg und Marschendorf. Im Glimmerschiefer der wenig vortretenden Felsmasse kommen Granaten vor. Nach ihr wird der Forstkamm auch "Tafelstein" genannt, während er auf den alten österreichischen Karten als "Fichtiglehne zur Goder-Baude" vermerkt ist. Gebirgskundige Touristen konnten vom Tafelstein auf einem "Privatforstweg" nach Forstlangwasser und zur Tannenbaude absteigen, welcher Steig aber verboten und nicht leicht zu finden war.

Der kleine, waldumrauschte Baudenort Forstlangwasser oder Forstbauden, den der Schriftsteller Fedor Sommer die "Perle des östlichen Riesengebirges" nannte, liegt 900 bis 936 m hoch am Nordabhang des Forstkammes ah den Quellbächen des Langwassers.

Kirchlich gehörte Forstlangwasser zu Schmiedeberg, doch hatte das Walddörfchen seinen Standesbeamten in Wang (Brückenberg). Ehemals (1845) zählte es 58 evangelische und 19 katholische Bewohner, die sich von Viehzucht und Waldarbeit ernährten und nebenbei auch Sommerfrischler beherbergten. In späterer Zeit war der Bevölkerungsstand stark rückläufig. Um die Jahrhundertwende lebten nur noch 40 Bewohner in der abgeschiedenen Kammsiedlung, danach verringerte sich die Einwohnerzahl noch mehr, so dass schließlich zum Zeitpunkt der Vertreibung nur noch zwei deutsche Familien dort wohnten, die des Forstwarts Robert Liebig und Brunnecker-Klapper. Erwähnung verdient, dass der Ort vor und nach der Wintersonnenwende eine Zeitlang ohne Sonne ist, da diese hinter dem Gebirgskamm auf- und untergeht und sich nicht über ihn erhebt. Beim ehemaligen Schulhause der Ansiedlung, von der heute unter den Polen kein Haus mehr bestehen soll, teilte sich der Weg: Links führte der von der königlichen Forstverwaltung angelegte sogenannten "Tabaksteig" über die Bergwiesen zum östlichen Talarm und weiter mit reizenden Ausblicken nach vier Städten über das Ostende des Forstkammes zu den Grenzbauden, wobei man kurz vor dem Zollamt an einem alten Schaffgotschen Grenzstein vorbei kam. Rechts ging der Weg von der Wegteilung nach Wolfshau und Krummhübel hinab. Von diesem Weg, der Fundort von Amethyst und Bergkristall ist, zweigte gleich bei der Brücke der erwähnte "Privatforstweg" ab, der hinauf in den Wald und steil zum Tafelstein hochzog. Am Abhang des Ochsenberges führte der Weg zur Tannenbaude (Försterei mit Gastwirtschaft) hinunter und vereinigte sich mit dem Weg, der von Buschvorwerk herauf kam. Der eingangs erwähnte Faltisweg von der Schneekoppe senkt sich von der Einsattelung "Schwarze Drehe" am Südabhang des Forstkammes hinab und führt durch eine waldige Einsenkung zu der früheren "Hübnerbaude" in den Grenzbauden. Nordöstlich führt vom östlichen Zollamt der Grenzbauden der "Fichtigweg" am östlichen Abhang des Forstkammes und über dessen Vorberg, die Mordhöhe, nach Ober-Schmiedeberg. Von diesem breiten Wanderwege zweigte etwa 10 Minuten unterhalb des Zollhauses ein unscheinbarer Weg ab, der durch das romantische Grunzenbachtal nach dem Dörfchen Arnsberg (Ortsteil von Schmiedeberg) hinab lief.

Die Einsenkung zwischen Landeshuter Kamm und Forstkamm bildet der Schmiedeberger Paß (730 m), einer der schönsten Punkte des Riesengebirges mit dem bekannten "Paßkretscham", dem höchsten Haus der Stadt Schmiedeberg. Den Schmiedeberger mit dem nach NO gerichteten Landeshuter Kamm verbindet hier der Molkenberg (942 m), über den vom Paßkretscham rechts ein markierter Waldweg auf die Zollstraße und weiter am Zollamt vorbei zu den Grenzbauden verlief.

Den einzigen bedeutenden Querrücken besitzt der Forst- oder Schmiedeberger Kamm in der massigen Kuppe des Ochsenberges (1033 m), an dessen Abhänge der Weg von der Tannenbaude (617 m) im Langwassergrunde zu den Forstbauden emporsteigt.

Das am Forstkamme entspringende Langwasser fließt in Quirl in die Eglitz. Ebenfalls am Forstkamme hat das Tal des Steinseiffens seinen Ursprung, nach dem das gleichnamige Gebirgsdorf am Fuße des Kammes benannt ist.

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