Entnommen: Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – Jahrgang 2010

Feierliche Weihe der Kapelle

von Ehrenfried Menzel


Die Kapelle im Jahre 1960
Die Kapelle im Jahre 2008

Mit strahlendem Sonnenschein begrüßte uns am Morgen des 02. Oktober 2010 der Kapellenberg in Parschnitz. An diesem Vormittag wurde die uns noch vertraute, in alter Schönheit wieder erstandene, Kapelle geweiht. Dazu war der Erzdechant Miroslaw Michalak von Trautenau selbst gekommen, um die Kapelle wieder der „Gottesmutter von der Immerwährenden Hilfe“ zu weihen. Gekommen war auch der uns allen bekannte Pfarrer Jan Rybář, welcher nach 1946 fast 20 Jahre lang in der Kirche zu Parschnitz unter schwersten Bedingungen aufopferungsvoll tätig war.

Erzdechant Michalak

Da mich ein Heimatfreund, der als Lektor und Scholasänger tätig ist, nach Parschnitz begleitet hat, wurden im Weihegottesdienst durch ihn die Lesung und andere Texte in Deutsch vorgetragen. Von einem gut klingenden Harmonium, das auch für die Kapelle angeschafft wurde, erklangen Melodien aus der Deutschen Messe von Franz Schubert und Lieder, die in Deutsch, Tschechisch und Latein gesungen wurden. Nach dem Evangelium nahm der Erzdechant die Weihe der Kapelle vor. Dazu läutete zum ersten Mal nach 65 Jahren wieder eine Glocke vom Türmchen der Kapelle. Bei Renovierungsarbeiten in der Parschnitzer Kirche hatte man diese Glocke gefunden und nun konnte sie nach so langer Zeit ihren Platz wieder einnehmen. Nach den Fürbitten, die ebenfalls in Deutsch vorgetragen wurden, konnte ich unsere schöne Marienkerze anzünden und auf den Altar vor das Bild der Gottesmutter stellen, mit folgenden Worten:

"Am heutigen Weihetag der wiedererstandenen Kapelle möchte ich im Namen aller ehemaligen Parschnitzer, die nicht mehr den weiten Weg in unsere alte Heimat auf sich nehmen können, diese Kerze anzünden zur Ehre der Gottesmutter Maria. Sie soll auch ein Zeichen der Versöhnung sein zwischen dem tschechischen und dem deutschen Volk, welche in der Vergangenheit über viele Jahrhunderte stets ein gutes Miteinander hatten. Ich denke in dieser Stunde auch an alle, die damals auf dem ehemaligen Friedhof in Parschnilz ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie alle haben stets auf die Hilfe der

Gottesmutter vertraut. Diese Kerze soll auch für alle brennen, die bereits in Deutschland verstorben sind, ja – die uns in unser aller ewige Heimat vorausgegangen sind."

Altar mit den gestifteten Leuchtern, Kerzen und Kruzifix.
Herr Ehrenfried Menzel und der Erzdechant Michalak.

Im Anschluss daran wurden die bekannten Marienrufe vom Vorsänger ebenfalls in Deutsch angestimmt und von den Anwesenden mitgesungen. Mit dem "Te Deum – Großer Gott wir loben dich" ging der Weihegottesdienst zu Ende.

Zu unser aller Freude war auch der Oberbürgermeister der Stadt Trautenau. Herr Adamec. zur Weihe der Kapelle gekommen. In seiner Ansprache schilderte er den langen Weg dieser Kapelle in einer oftmals bewegten Zeit seit dem Jahre 1770. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Kapelle in dieser einmaligen Schönheit wiedererstanden ist und heute auch wieder der Gottesmutter Maria geweiht werden kann. Er dankte dafür, dass der lange Wiederaufbau von Beginn an auch von deutscher Seite unterstützt wurde. auch über die heutigen Weihegeschenke der ehemaligen deutschen Bewohner hat er seinen Dank ausgesprochen. Er versicherte uns, ja er ist sehr zuversichtlich, dass in dieser schönen Kapelle in Zukunft wieder Andachten stattfinden werden. Die Glocke vom Türmchen soll auch wieder täglich über Parschnitz erklingen.

In einer kleinen Ansprache dankte auch ich dem Oberbürgermeister der Stadt und dem Herrn Erzdechant für ihr Kommen und ihre guten Worte. Ergänzend erinnerte ich an die letzten deutschen Geistlichen von Parschnitz. Der damalige Katechet, Heinrich Schwarz, organisierte 1926 letztmalig eine Renovierung der Kapelle; eine elektrische Beleuchtung wurde installiert und er bat um Spenden für eine Glocke.

1927 wurde die Kapelle vom damaligen Erzdechant von Trautenau, Richard Popp, feierlich geweiht. Ebenso gedachte ich auch des letzten deutschen Pfarrers, Josef Falta. der bis 1946 in Parschnitz. segensreich wirkte. Neben seinem Dienst in der Pfarrkirche lud er oft zu Maiandachten, zum Rosenkranzgebet und an Marienfeiertagen in diese Kapelle ein.

Unser Anliegen am Weihetag ist: Möge diese Kapelle, dieses Kleinod einer langen christlichen Volksfrömmigkeit, für zukünftige Zeiten ein Ort des Gebetes bleiben und allen Menschen guten Willens offen stehen. Gottes Segen und Mariens Hilfe werde allen zuteil, die in dieser Kapelle ein und aus gehen.

Beim Verlassen der Kapelle musste ich an die Worte denken, die mir unsere treue Heimatfreundin, Marielies Siegel geb. Goll, mit auf den Weg nach Parschnitz gegeben hat: Ein letzter lieber Gruß an die Kapelle „ei do Porschnitz“.



Die Kapelle von Parschnitz im Herbst 2010.
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